Elbsandstein
Vexierturm, Weinertwand VIIb
Eduard Weinert, Otto Lugenheim eröffneten damit am 9.6.1912 "die Wandkletterei großen Stils".
Die Kletterei ist nicht sehr schwer aber im langen Mittelteil nach dem 2.Ring, nicht alles ist hier 100-pro fest, nach wie vor
anspruchsvoll. Der 1.Ring ist relativ leicht zu erreichen und steckt außerdem seit geraumer Zeit günstiger im Bauch als früher
auf dem überwölbten Band. Ich bin das Mittelstück gerade über dem 2.Ring nach oben geklettert und fand dabei sogar ein paar,
allerdings nicht ganz einfach zu legende, Schlingen. Hier kann man durch unnötiges links-rechts-Gesuche viel Zeit (Kraft)
vergeuden und wer total die Nerven verliert, kann maximal in ca. halber Höehe rechts zum Ring der "Amselseekante" auskneifen.
Kreuzturm, Nordwand VIIb
Falkenstein, Strubichweg VIIb
Emanuel Strubich, K.Ullrich am 8.9.1915 - Erlebniswert garantiert!
Unschlüssig betrachten wir den stark verdreckten Einstiegsriss. Nach einem halbherzigen Versuch rutsche ich, die Haare voller
Sand wieder zurück und wir beschließen, mit schlechtem Gewissen den Weg vom großen Band aus zu beginnen. Der Weiterweg wird
nicht viel besser. Es ist sandig und man muß sich trotz des leichten Geländes zum 1.Ring ganz schön konzentrieren. Ab dann
bekommt der Weg wirklich Klasse. Wand, eine knusprige Rippe mit ein paar fragwürdigen Schlingen und der Einstieg ins
Kanonenrohr. Später, im Kamin sollte man sich die Zeit nehmen und den irrsinnig luftigen Blick zum Sicherungsmann am 1.Ring
genießen. Dann doch noch eine böse Überraschung, am Ende des Kamin in einer seichten Aushöhlung ist alles voller ...
Falkenscheiße. Nach ein paar wackeligen Zügen stehe ich halbwegs unbeschadet, abgesehen vom beteubenden Gestank, vor einer
großen Sanduhr. Oben, fast exakt am Sicherungsschaft war dann auch das Seil alle.
Bloszstock, Westwand VIIc
Rudolf Klemm, P Süßmilch, B.Klemm am 19.3.1916 - einfach großartig.
Man macht es sich auf dem, die Kluft überbrückenden Block (dicke Schlinge) recht bequem und kann in aller Ruhe den Vorstieg im
Quergang zum Ring ausknobeln. In richtig angehockter Stellung war das eigentlich kein Problem, zumal auch noch ein paar
Schlingen lagen. Dank Sandsteinverfestiger kann man im kurzen Stück zum 2.Ring wieder halbwegs zupacken. Später hatte ich
einige Probleme den Bauch mit seichtem Riss, einigen Löchlein und einem abgebröselten Tritt zu "klettern". Danach keine Panik,
sondern bald der nächste Ring und gut gesichert weiter zum letzten Ring. Irgendwie war dann mit Schlingen Ebbe und ich genoß,
die Hände auf dem Gipfel, die Füsse noch in einer Verschneidung, den eindrucksvollen Tiefblick.
Teufelsspitze, Alter Weg VIIIa
Harry Schöne, H.Friedemann, W. Schlenkrich am 2.8.1953 - der Gipfel zählt.
Der Aufstieg war eher ein Problem des Zustieges. Nach ausgiebigem Frühstück beim Buschmüller (Pilsner oder Eibauer?), ging es
mehr oder weniger übel vom Massiv hinunter in die Scharte. Dann lang gemacht und am 1.Ring der Westkante (find ich schwerer als
den AW) Stand bezogen. Vor dem Rest hatte ich mehr Bammel als nötig. Wer oben ins exklusive Gipfelbuch (die Eintragungen des
auserwählten Publikums reichen bis zum Erstbesteiger zurück) o.U. eintragen will, sollte sehr ehrlich sein. Die Schwierigkeit
ist echt am R sauber vorbeizuqueren (Stand beziehen, was wirklich sehr vernüftig ist (Seilverlauf), ist fast schon m.U.). Der
Rest ist super zu klettern und brauchbar zu sichern. Aber eigentlich zählt der Gipfel und das schmökern in seinem alten
Buch.
Friensteinwächter, Alter Weg VIIc
Wilhelm Hentzschel am 21.8.1909 (mit künstlichen Hilfsmitteln) - ein klassischer 7c Gipfel.
Das ist einer der machbaren schweren Gipfel. Die erste sportlich einwandfreie Besteigung, gelang Albert Lingenauer (m.U.) am
25.9.1921. Bis zum 1.Ring muß man sorgfältig sichern und dann ruhig in Klemm/Hangel Technik zum Absatz. Wer unten original
herumquert, sollte sich die Zeit nehmen und den Sicherungsmann später in Fallinie postieren. Von Risstechnik hatte ich damals
noch nichts gehört, also bin ich gehangelt wie ein Weltmeister. Die eigentliche Crux ist nach dem 2.Ring, vor allem, wenn man
den besten Griff mit einem 8er Knoten dichtmacht.
Höllenhund, Westkante VIIc
Alfred Herrmann, M. Hofmann, E.Thieme am 25.6.1922 - richtig gut mit Talvariante, Dieter List.
Irgendwie war es nicht ganz einfach auf dem Band der Talvariante einen ordentlichen Stand zu machen. Dafür lagen bald einige
Schlingen. Legendärer klingt da schon die Story der Erstbegeher, die nach Hammerverlust oben im überhängenden Teil der Wand
lediglich an Meißel und Ringschaft Stand bezogen. Nachdem man bis zum 1 Ring des Originalweges geklettert ist, wird es schon
mal kurz schwer. Unter dem großen Dach freut man sich dann über gute Sanduhren, denn der überhängende Riss ist nicht ohne.
Nachdem die Henkel auf der rechten Seite aufhören, half es mir mein linkes Bein hinten im Riss zu verkeilen und nach einem
Durchzug klemmt die linke Hand. Danach am Ring nachholen. Der ausgesetzte Rechtsquergang läßt sich ohne Seilzug besser
genießen. Absolut luftig weiter an einer guten Platte vorbei zum Ring bei einem markanten Loch (nachholen!). Die Züge links
hinaus zur Kante sind noch einmal gruselig brüchig bis später ein paar gute Schlingen das letzte Stück entschärfen.
Meurerturm Krämerriss VIIc
Rauschenspitze, Talseite VIIIa
Helmut Oehme, H. Bieberstein 30.04.1937 - mit Birgitkante, Fritz Birgit, 1932!
Mit gemischten Gefühlen klettere ich am riesigen abgespaltenen Pfeiler empor. Oben eine große Schlinge um den Pfeilerkopf, dann
gerade unters Dach, wieder ein bomben 7er Knoten und kurz darauf ist der Ring vom Arnoldschen Direktaufstieg geklinkt. Kurzer
Blick nach oben, sieht übel aus. Ein alter Kevlarfaden baumelt mir entgegen, na ja ich wollte eh den originalen Weg begehen.
Überm Dach gibt es wirklich grandiose Henkel, die Beine schwingen raus und dann fett weiter zum Ring, eigentlich sogar zwei.
Thomas kommt zügig nach. Ich klettere erst kurz gerade und quere dann zum Riss. Eine alte Dauerschlinge entschärft ohnehin
perfekte Handklemmer bis zu einer großen Platte. Dann wird der Riss eng, "thin hands" sagen die Amis, eine 11er Schlinge rutscht
ca. 1m runter und dürfte wohl als Fixschlinge enden, arme Nachsteiger. Kurz darauf kommt eine Stelle, wo der Riss noch mal breit
wird. Ziemlich weit hinten versenke ich noch einen dicken Knoten, rufe noch ein kurzes "pass auf" runter und rutsche die paar
Meter bis zum Kamin hoch. Wenig später bin ich auf dem Absatz, Thomas und Peter kommen nach, ich muß mir das Gelaber wegen der
versenkten Schlinge anhören. Für die Birgitkante, muß man sich schon noch mal konzentrieren (vielleicht die 8a), was bei den
Späßen des Bodenpersonals ziemlich schwer fällt. Eine super Kletterei nahe der Kante, am 2.Ring sollte man schon mal nach unten
sehen und sich vergegenwärtigen, daß man einen nR geklinkt hat. Das Gipfelbuch war von 1956 (mit Nachträgen bis 1948) und füllt
pro Jahr 2-3 Seiten. Mit dreimal Abseilen geht es Wandfuß und Bier entgegen, Thomas macht noch den Meridian, ich muß leider
nach Hause.
Bärfangkegel, Alter Weg VIIc
Horst Dunger und Gefährten am 2.7.1950 mit ausgiebiger Unterstützung.
Höllenhund, Talweg VIIIa
Dietrich Hasse und R. Weigand realisierten damit am 21.9.1955 einen der schönsten Wege im Elbsandstein
Ca. 60 Meter steile Wandkletterei, die trotz der nur drei vorhandenen Ringe ziemlich gut gesichert ist. Genügend Bandschlingen
für schnell zu legende Sanduhren mitnehmen. Der Trick ist, trotz der Steilheit überlegt und ruhig zu klettern. Es ist
eigentlich nirgendwo schwerer als 7c, Längenzuschlag. Ab dem 2.Ring, eigentlich gibt es dort 2 Ringe, der Originalweg benutzt
den Linken, die direktere Variante den Rechten, ist der Fels nicht mehr ganz so gut wie im unteren Teil.
Steinschleuder, Wünschelroute VIIc
Herbert Wünsche, W. Schlenkrich am 8.8.1948 - Klasse, die Wabenwand des Mittelteils ist einzigartig.
Die Wegbeschreibung sollte man leicht abwandeln und die Südwestwand zum ersten Absatz klettern. Dort kann man, mittels Ring und
Schlingen Stand unterhalb der Rissspur beziehen. Der Tip von Robert: "Lege bloß nicht soviel Schlingen", verpuffte. Ich habe
trotzdem alle 3 Meter eine gelegt, es gab so eine Art Sanduhrepidemie. Der direkte Ausstieg ist logisch aber es gibt einen
unangenehmen Reibungszug. Irgendwie fand ich dort auch den Fels und Sicherung nicht besonders gut.
Königspitze, Schwarze Kante VIIIa
Herbert Richter ...
Lolaturm, Herbstvariante VIIIb
Kurt Richter, H.Richter am 1.10.1961 - Variante zum Aehlingweg, aber was für eine!
Den schönen Aehlingweg zum 2. Ring, nicht vom sandigen Anblick des Einstieges abschrecken lassen. Was dann folgt sieht wirklich
interessant aus. Wir wunderten uns nur kurz über den schönen angespitzten Weidenzweig. Kurz darauf war ich emsig dabei mit
seiner Hilfe die ersten Meter der Rissspur auszuputzen. Gleich über dem Ring wird noch eine Schlinge reingepresst, dann geht die
Arbeit los. Die Fingerknöchel verklemmen, die Füße pressen sich höher, teilweise hilft auch links hangeln. Am Zwischenband
liegt eine seitlich reingezogene 9er Schlinge, dann folgt ein Handklemmer und rechts vom Riss eine feine Rippe, mit deren Hilfe
man am 3.Ring ankommt. Hier kurz mit einem Schulterrisszug hoch und dann ist man an der Quergangstelle. Ein guter
Bandschlingenknoten sitzt und nach einem kurzen Ausflug zur Kante, macht einen sandigen Eindruck, entscheide ich mich für die
gerade Variante. Zwei versteckte Fingerlöcher, oben fährt noch ein 3er Bindfaden in den Riss und die Arbeit ist getan.
Dreifingerturm, Südostriss VIIIb (mit Varianten)
Harry Rost, 1947, eine geniale Linie für die man nicht zwingend der perfekte Risskletterer sein muß. Die klettertechnische
Schwierigkeit ist für heutige Standards an diesem Weg nicht unmöglich aber der berühmte Name und die beeindruckende Linie
schlagen doch auf das Gemüt. Die leichte Beklemmung weicht allerdings dem Spaß der sich bei dieser Hangel- und Risskletterei
einstellt. Am Ring der unteren Variante zieht die Schwierigkeit kurz an, Wand und ein seichter Fingerklemmer, auf letzter Zehe
kreuze ich zum Beginn des Hangelbandes. Hier nachzuholen ist besser für den Nachsteiger und der folgende Rissüberhang kann seine
abschreckende Wirkung entfalten. Klemmt anatomisch, allerdings stecke ich kurz darauf im Hundebahnhof fest. Ich rutsche ein
Stück zurück und gewustwie löst sich auch diese Stelle super auf. Die Hangel vom letzen Ring weg ist der Hammer. Durchziehen,
die Füße fast auf Handhöhe, irgendwann will man auch mal eine Schlinge legen und spätestens dann wirds anstrengend. Dann der
Versuchung widerstehen, nach rechts rauszuqueren - 2 Meter höher steht man ausgespreizt in der oberen Variante und kann die
Arme schütteln, Schlingen legen und sich freuen, wie jemand der den Weg fast (am Ausstieg der Variante ist es doch noch mal
spannend) in der Tasche hat.
Rokokoturm, Siebziger Weg IXa
Eine einmalige Linie durch diesen abweisenden Wandteil. Links zieht heute der 'Garten Eden' hinauf rechts ist es einfach nur
glatt. Schon die Riss- und Verscheidungskletterei auf den langen Pfeiler ist ein ordentliches Stück Arbeit. Hier steckte der
originale 1. Ring. Den folgenden harten Zug sichert im Moment ein perfekter kleinerer Knoten in einem Schlüsselloch. Wenn man
die Rippe in der Hand hat und den jetzigen 1.R geklinkt hat, kann man sich optimal gesichert über die ehemalige U-Stelle
hermachen, welche sich zwar kräftig aber unkompliziert ergiebt. Danach folgen delikate Reibungszüge zum 2.Ring bei denen man
nochmal dankbar über die höhere Position des 1.Ringes ist. Das folgende Stück ist genial und hart. Ein schwerer Quergang, dann
eine Wand, die erst lockt und einen dann fast vor einem markanten Loch abwirft. Das Loch ist Qual und Erlösung, man kann es
schwer festhalten, da der linke Fuß auf Nichts steht und doch bietet es einem perfekten 7er Knoten Platz. Der folgende Zug geht
sicher auch in die Schwierigkeitsbewertung ein. Die linke Hand im Loch auf Untergriff ermöglicht einen konsequenten Aufsteller
zum 3.R. Zwei Griffe gestatten das Überwinden der folgenden Wandstelle, eine Schale und ein scharfes 3-Finger Loch. Danach
gehts in die überhängende Hangel, die zum Glück henkelt und bald Schlingenstellen bietet. Vom 4.R weg klemmt und hangelt es
sich Anfangs gut doch am Übergang von Hangel zu Reibung, den 5.R in Sichtweite muß man einige Meter über der letzten Schlinge
noch mal die passenden Löcher finden. Nach drei Flügen konnte ich den Satz, ''Eine gut gelegte Schlinge vermindert die
Sturzhöhe ... Däweritz'', bestätigen. Am 5.Ring war ich so fertig, das Thomas in den nicht zu unterschätzenden Metern des
direkten Ausstieges die Freuden des scharfen Endes auskosten konnte. Alles in allem eher sehr klassiche Kletterei in der man
durchaus an seine Grenzen gehen kann. Eine etwas bessere Fitness kann nicht schaden.
Schwager, Nordwand IXb
"Den ganzen Tag hingen Bernd Arnold und Wolfram Nolte an diesem 6. Juni 1970 in der Nordwand, bis sie schließlich in der
Dunkelheit völlig ausgelaugt aber überglücklich auf dem Gipfel ankamen. 14 Versuche waren nötig gewesen, um über die äußerst
schwierige Stelle zwischen den 3. und 4. Ring zu kommen. Die beiden sich anschließenden versetzten Risse wurden noch einmal ein
Dauerkraftakt. Fast eine ganze Woche war Bernd halb krank von den unerhörten Anstrengungen dieses Weges." (aus Klettern im
Elbsandstein, Frank Richter)
Lange Quergänge, teilweise knuspriger Fels und abartig anstrengende Risse, wenn man sich mal ein Erlebnis gönnen will, ist
man am Schwager richtig. Zur Entschärfung sei gesagt, daß man eine 9b-Stelle vergebens sucht, dafür sollten schwierige
Querungen, auch absteigend, den Nachsteiger nicht zur Verzweiflung bringen. Die Optik der Wand ist - besser nicht hochsehen.
Vom 1.Ring weg geht es gleich zur Sache, Linksquergang und Aufrichten auf einer Reibungsrampe. Falls man loslässt pendelt man
gegen den Pfeiler! In der bröseligen Verschneidung kann man Schlingen legen, die allerdings durch den Seilverlauf äußerst
ungünstig belastet/gezogen werden. Seilzug ist, wenn man Angst hat egal. Die Lösung ist, ein zweites Seil mit 2.
Sicherungsperson, naja beim nächsten Mal. Aus der Verschneidung raus folgt ein reibiger Linksquergang, der Nachsteiger wird
sich freuen, 2.Ring ein sandiger Rissbauch mit Henkeln (große Bandschlinge). Nach dem 3. Ring, die Wandklettercrux, dann
Rechtsquergang teils absteigend, man angelt einen Handklemmer und läßt sich an diesem runter und rechts um die Ecke. Danach
hangelt man den seichten sandigen Riss, im Falle - Faktor 2, da man am 4.R hoffentlich nachgeholt hat. Danach steckt man in
diesen Schulterrissrinnen, 5.R, kurzer Linksquergang, der folgende Einstieg in den Schlussriss gehört zur wiehebichhierirgendwieab
Kategorie. Thomas durfte, wie üblich wenn es eng wird das scharfe Ende in den 6.R klinken. Adrenalin, Ellenbogenklemmer und
LmaA Einstellung ermöglichen den Eintrag ins Schwager Gipfelbuch.
Elbsandstein