''Alt wie die Greifensteine !'', dieser Ausdruck für Dinge, die nicht mehr ''in'' sind, trifft auf die Kletterentwicklung an der kleinen Felsengruppe sicher nicht zu. Die hier vorliegende Bestandsanalyse, die nicht nur neue Routen aufzählt, wird jährlich aktualisiert und ist frei erhältlich.
Das Landschaftsschutzgebiet der Greifensteine ist eines der schönsten
Klettergebiete im Erzgebirge. Das Gestein der Felsen ist quarzhaltiger Granit,
der eine besondere Festigkeit besitzt und trickreiche
Kletterei verspricht. Runde Strukturen überwiegen, also aufgepaßt. Das Ambiente
wird durch echtes Gipfelfeeling mit der obligatorischen Eintragung in die
Gipfelbücher vervollständigt. Ausgangspunkte sind Thum und Ehrenfriedersdorf,
von Chemnitz per Bus und 30 Minuten ''Bergtour'' zu erreichen. Autofahrer dürfen
gerechterweise bis zu den Einstiegen fahren. Mittlerweile wirkt die touristische
Infrastruktur schon etwas aufdringlich. Es gibt genügend Parkplätze und sogar einen kommerziellen Kletterwald.
Wer ''heiße Wege'' feiern will, findet bei den Felsen eine Gaststätte vor. Also
am Biermangel kann es nicht liegen, wenn die Wege zu schwer erscheinen. Diese
haben es nämlich, trotz mäßiger Wandhöhen (10-30m) in sich. Die sächsische Skala
ist fast vollständig vertreten. Einer der Powerwege ''Gelbe Regenwürmer
sind geil auf grüne Götterspeise'' (Xc) läßt die Nähe der Kneipe erahnen. An
sonnigen Wochenenden sollte man den allgemeinen Touristenansturm einplanen. Von
der Aussicht oder besser vom Gipfel des Kreuzfelsen hat man an guten Tagen
wirklich eine wunderbare Sicht über das Erzgebirge und zum nahegelegenen
Stauweiher, der an warmen Tagen zum Baden einlädt. Erwähnenswert sind noch zwei
Jugendherbergen in unmittelbarer Nähe des Gebietes sowie ein Zeltplatz am
Stausee (15 min. zu Fuß ). Von den Felsen eingeschlossen ist eine
traditionsreiche Naturbühne, die im Sommer Vorstellungen und Kinoabende bietet.
Das hat allerdings zur Folge, daß man während der Proben und Aufführungen das
Klettern einschränken beziehungsweise ganz unterlassen muß.
Große
Wanderungen von Gipfel zu Gipfel entfallen. Es herrscht Klettergartenatmosphäre.
Autofahrer können ohne weiteres die Kletterschuhe schon zu Hause anziehen. Die
Kletterethik ähnelt der im Elbsandsteingebirge, mit dem Unterschied, daß der
harte Fels außer Knoten und Sanduhren (SU) die Anwendung von Keilen (KK) und
Friends zuläßt. An schweren Abschnitten helfen Ringe (R) und Bohrhaken (BH).
Bitte verzichtet auf Magnesia. Häßliche Flecken unterbleiben und ein
weiterer Vorteil ist, daß die Bewegungskombination von jedem Begeher
erneut auszutüfteln ist. Das ist zwar hart für potentielle
''on-sight''-Kandidaten aber der erhöhte Anspruch und das häufig nötige
''Ausbouldern'' schafft ein ganz anderes Verhältnis zur Kletterroute.
Die Klettersaison reicht in den Greifensteinen von März bis Oktober. In dieser Zeit
wurden auch alle aufgeführten Aufstiege erschlossen. Für einige der harten Wege bietet sich allerdings ein trockener und sonniger Wintertag an. Bei Schlechtwetter gibt es
kaum Alternativen. Vielleicht kann eine Wanderung zur nahen Stülpnerhöhle
entschädigen?